Das besondere Gedächtnis der Rosa Masur : Roman

Vertlib, Vladimir, 2001
Schulbibliothek BSZ Landwied
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Medienart Buch
ISBN 978-3-216-30583-1
Verfasser Vertlib, Vladimir Wikipedia
Systematik DE - Deutsch-Erzählende Dichtung
Schlagworte Judentum, Russland, Exil, Pogrom, Exilliteratur
Verlag Deuticke
Ort Wien
Jahr 2001
Umfang 429 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Vladimir Vertlib
Annotation Eine Greisin erinnert sich mit intellektueller Wachheit an Pogrome, alltäglichen Judenhass und ihre dem Überleben dienenden Schelmereien. (DR) Diese Annotation hätte Rosa Masur nur ein verächtliches Schnauben gekostet: Sie will sterben, sie hätte sich schon längst umgebracht, wäre nur ihr Sohn, der Ingenieur Kostik, ein bisschen lebenstüchtiger. In diesem Sinne schreit sie Doktor Feiermann, ihren Arzt an, als er ihr zu ihrer Vitalität gratuliert, und sieht in ihm einen weiteren Beweis dafür "..., daß die Deutschen ein glückliches Volk sind, ... denn sie haben eine einfache Psyche. Sogar wenn sie Juden sind." Rosa Masur, 92-jährig, ist mit ihrem Sohn und dessen Frau von Leningrad nach Gigricht, einer deutsche Kleinstadt, zu ihrem Enkel Sascha emigriert. Emigration und subtiler Widerstand sowie der kräftige Impuls, für Gerechtigkeit zu kämpfen, sind als Lebensimpulse in der Familie der Hauptfigur fest verankert: wollte die Familie nicht schon 1914 Witschi, das kleine weißrussische Dorf, verlassen und nach Kanada auswandern? Diese Flucht scheiterte. Vladimir Vertlib gestaltet den Akt des Erzählens zu einem Motiv des Romans. Gigricht will sein 750-jähriges Jubiläum feiern; ein Heimatbuch soll aus diesem Anlass erscheinen und das Thema "Heimat - Fremde" scheinkritisch behandeln. Rosa ist dafür eine ideale Kandidatin, sie ist eine jener gesuchten "älteren, aus Russland stammenden Personen jüdischen Glaubens" und so erzählt sie für DM 5.000,-- von Witschi, ihrem Lehrer Reb Weiß, ihrem Studium, ihrer Fabriksarbeit, ihrer Ehe, den Sorgen um ihren Sohn Kostik, den vielfältigen Schikanen und Gemeinheiten gegenüber Juden. Rosa Masur spricht ausgezeichnet Deutsch, sie hat Germanistik studiert und bis zu ihrer Pensionierung als Übersetzerin in einem Verlag gearbeitet: so berichtet sie sprachgewandt, exakt und spielerisch. Einen Höhepunkt ihrer Sprachkompetenz stellt das von ihr arrangierte Treffen mit Stalin dar, den sie in der Kunst des Sprachspiels unterweist und damit Kostiks Weiterkommen sichert. Vertlib lässt Rosa Masur nicht nur in die Vergangenheit schauen, ihr kritischer Blick trifft auch die Verlogenheit der Gegenwart, etwa in Gestalt des Oberbürgermeisters von Gigricht, der Vertlibs Protagonistin so zeitgeistig "Miss Jahrhundert" nennt. Das kann Rosa Masur und ihrem besonderen Gedächtnis ebenso wenig anhaben wie die Verwechslung mit der Klofrau zuvor: sie weiß, dass sie ihrem Sohn Kostik seinen Lebenstraum erfüllen kann: die gemeinsame Reise nach Aix-en-Provence. Der Roman, der vom Erzählen handelt, endet mit Schweigen. Humor und Konsequenz, Witz und feine Verwundungen, Wissen und Engagement fließen in den kraftvollen Erzählstrom dieses allen Bibliotheken zu empfehlenden Romans ein. *bn* Christina Gastager-RepolustEine Greisin erinnert sich mit intellektueller Wachheit an Pogrome, alltäglichen Judenhass und ihre dem Überleben dienenden Schelmereien. (DR) Diese Annotation hätte Rosa Masur nur ein verächtliches Schnauben gekostet: Sie will sterben, sie hätte sich schon längst umgebracht, wäre nur ihr Sohn, der Ingenieur Kostik, ein bisschen lebenstüchtiger. In diesem Sinne schreit sie Doktor Feiermann, ihren Arzt an, als er ihr zu ihrer Vitalität gratuliert, und sieht in ihm einen weiteren Beweis dafür "..., daß die Deutschen ein glückliches Volk sind, ... denn sie haben eine einfache Psyche. Sogar wenn sie Juden sind." Rosa Masur, 92-jährig, ist mit ihrem Sohn und dessen Frau von Leningrad nach Gigricht, einer deutsche Kleinstadt, zu ihrem Enkel Sascha emigriert. Emigration und subtiler Widerstand sowie der kräftige Impuls, für Gerechtigkeit zu kämpfen, sind als Lebensimpulse in der Familie der Hauptfigur fest verankert: wollte die Familie nicht schon 1914 Witschi, das kleine weißrussische Dorf, verlassen und nach Kanada auswandern? Diese Flucht scheiterte. Vladimir Vertlib gestaltet den Akt des Erzählens zu einem Motiv des Romans. Gigricht will sein 750-jähriges Jubiläum feiern; ein Heimatbuch soll aus diesem Anlass erscheinen und das Thema "Heimat - Fremde" scheinkritisch behandeln. Rosa ist dafür eine ideale Kandidatin, sie ist eine jener gesuchten "älteren, aus Russland stammenden Personen jüdischen Glaubens" und so erzählt sie für DM 5.000,-- von Witschi, ihrem Lehrer Reb Weiß, ihrem Studium, ihrer Fabriksarbeit, ihrer Ehe, den Sorgen um ihren Sohn Kostik, den vielfältigen Schikanen und Gemeinheiten gegenüber Juden. Rosa Masur spricht ausgezeichnet Deutsch, sie hat Germanistik studiert und bis zu ihrer Pensionierung als Übersetzerin in einem Verlag gearbeitet: so berichtet sie sprachgewandt, exakt und spielerisch. Einen Höhepunkt ihrer Sprachkompetenz stellt das von ihr arrangierte Treffen mit Stalin dar, den sie in der Kunst des Sprachspiels unterweist und damit Kostiks Weiterkommen sichert. Vertlib lässt Rosa Masur nicht nur in die Vergangenheit schauen, ihr kritischer Blick trifft auch die Verlogenheit der Gegenwart, etwa in Gestalt des Oberbürgermeisters von Gigricht, der Vertlibs Protagonistin so zeitgeistig "Miss Jahrhundert" nennt. Das kann Rosa Masur und ihrem besonderen Gedächtnis ebenso wenig anhaben wie die Verwechslung mit der Klofrau zuvor: sie weiß, dass sie ihrem Sohn Kostik seinen Lebenstraum erfüllen kann: die gemeinsame Reise nach Aix-en-Provence. Der Roman, der vom Erzählen handelt, endet mit Schweigen. Humor und Konsequenz, Witz und feine Verwundungen, Wissen und Engagement fließen in den kraftvollen Erzählstrom dieses allen Bibliotheken zu empfehlenden Romans ein. *bn* Christina Gastager-Repolust
Bemerkung Katalogisat importiert von: Österreichisches BibliotheksWerk Katalogisat abgeglichen mit: onlineRezensionen (ÖBW)
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17680 DE, Ver

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