Mach mir Angst!

Ferdjoukh, Malika, 2001
Schulbibliothek BSZ Landwied
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Medienart Buch
ISBN 978-3-401-02615-2
Verfasser Ferdjoukh, Malika Wikipedia
Systematik JE - Jugenderzählungen/Romane
Schlagworte Gewalt, Antisemitismus, Judenverfolgung, Rassismus, Juden, Spannung, Humor, Krimi, Fremdenfeindlichkeit, Xenophobie, Ausländerhass, ab 12, Thriller
Verlag Arena
Ort Würzburg
Jahr 2001
Umfang 238 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Malika Ferdjoukh
Annotation Üblicherweise steht die Bewertung eines Buches am Ende einer Rezension - diesmal nicht. Die Rezensentin mag dieses Buch nämlich, sehr sogar, und will deshalb mit ihrer Meinung nicht länger hinter dem Berg halten: Das vorliegende Buch von Malika Ferdjoukh ist ein Buch der Extraklasse, ein formidables Buch, ein "Zeitschlucker“, "Spannungszauberer“ und nicht zuletzt eine "Grübelgeschichte“. Ein Buch für Liebhaber ordentlicher Geschichten - und das will etwas heißen. Wie bei allen wirklich schönen Geschichten, lassen Sie uns auch hier mit "es war einmal“ beginnen. Es war also einmal ein kleiner Junge namens Léo, ein putziges Goldschätzchen, das durch den Garten der Großeltern tollt. Ein kleiner aufgeweckter Bursche, den Kopf voller Streiche - ein schöner Sommer, flirrende Hitze in der französischen Provinz. Léo ist neun, als er den größten Schrecken seines bisherigen Lebens in eben jenem Sommer erlebt. Er wird Zeuge einer abscheulichen Tierquälerei. Dann gab es auch ein Mädchen, wir wissen nur wenig über sie. Sie ist jetzt eine Großmutter - aber sie war auch einmal ein Mädchen von 15 Jahren. Damals, als sie ein Mädchen war, herrschte Krieg. Sie war in Auschwitz, deshalb trägt sie eine tätowierte Nummer auf ihrem Arm. Sie hatte einen kleinen innig geliebten Bruder. Sie konnte ihn nicht beschützen, hat ihn und die Eltern verloren. Der Schrecken, der ihre Kindheit und ihr Leben unwiederbringlich veränderte, lässt sie ein halbes Jahrhundert nach den Erlebnissen aus dem Schlaf aufschrecken. Den kleinen putzigen Léo treffen wir später wieder - der ist nun aber nicht mehr ganz so putzig. Er ist nun "Monsieur N.“, illustriert Kinderbücher und leidet an einer Krankheit namens "Fremdenhass“. Er verabscheut das Ausländerpack, das sich in seiner Stadt, seinem Land niedergelassen hat. Weg damit, alle auslöschen! Er wäre gerne ein strammer blonder Hüne, leider ist er zu klein und zu dunkelhaarig, was ihn nur noch aggressiver macht - und schließlich sogar zum Mörder. Unweit von Monsier N. lebt eine fröhliche Familie. Mintz heißen die, da gibt es eine Maman und einen Papa, eine Großmutter (ja genau, das Mädchen aus dem Konzentrationslager), eine Babysitterin, eine muntere Kinderschar mit leuchtend rotem Haar und eine Katze. Und eines Nachts, als das Ehepaaar Mintz gerade ausgegangen war, geraten die Kinder und Monsieur bedrohlich aneinander - und plötzlich geht es um Leben und Tod. Worüber es nach der Lektüre dieses Buches zu grübeln gilt: Ja, wie ist das eigentlich so mit dem Ende der kindlichen Unschuld? Dem ersten großen Schrecken, dem Bösen in den Mitmenschen? Wie ist es möglich, das ehemals nette kleine Jungen zu Mördern werden? Wie kann es sein, dass Menschen andere Menschen vergasen? Warum zählen nur die Starken, gibt es unwertes Leben? Sind Tiere keine Geschöpfe Gottes, sondern nur eine "Sache“? Warum sieht man den "Mördern unter uns“ das "Mördersein“ nicht an, warum können Menschen lieb und gleichzeitig schlecht sein? Wie ist das so mit der aufgestauten Wut? Wer hat das Leben dieser Kinder, die zu Mördern oder Opfern werden, in der Hand? Der liebe Gott, Allah, die Eltern, die Schule oder sonstwer? Zärtlich und humorvoll, mit einem besonders guten Einfühlungsvermögen für die kindliche Vorstellungswelt ihrer Protagonisten erzählt Malika Ferdjoukh diese Geschichte. Der Erzählton, die heitere Grundmelodie, zaubert bestimmt auch bei Ihnen ein Lächeln hervor. Nie wirkt dieses Buch aufgesetzt und belehrend, es wirkt sehr - französisch, vielleicht. ‘Atmosphärische Dichte’ könnte man es benennen. Ungeheuer spannend, verflixt klug, aus einem Guss - stellenweise schockierend, aber nie pessimistisch. Eine nachdrückliche Empfehlung sowohl für Jugendliche als auch Erwachsene. *bn* Barbara RiederAnnotation: Der Wolf und die sieben Geißlein: Eine Schar gewitzter Kinder trotzt einem rassistischen Mörder. Rezension: Ein dunkler Winterabend, der Wind heult ums Haus, rüttelt an den Fensterläden, Dielen knarren, Schritte huschen auf dem Dachboden und sogar der Standuhr verschlägt es ihr Tick-Tack. "M", der Mörder grinst aus dem TiVi und die Eltern sind weit weg, bei Schneetreiben unterwegs. Da rückt man näher zusammen, vergräbt das Gesicht im Sofakissen, setzt sich den Kater auf den Kopf und flüstert: "Das sind doch bloß die Mäuse..." Wenn aber dann tatsächlich die bleiche, blutbeschmierte Mörderfratze am Fenster erscheint? Und sich der Mann mit dem hassverzerrten Gesicht durch den Kamin zwängen will? Und die Telefonleitung tot ist? Für die fünf Kinder der jüdischen Familie Mintz und ihre algerischen Freunde wird ein böses Märchen Wirklichkeit. Juden, Kanaken, Bettler, Behinderte sind dem kölnischwasserduftenden Leo.N ein Gräuel. Er macht kurzen Prozess. Mit Thor seinem kranken Hund, dem er die Kehle aufschlitzt, mit Remi, dem gutmütigen Clochard, den er kurzerhand mit Rum übergießt und anzündet. Und nun umschleicht er die Villa Mintz, um die vermeintlichen Zeugen seiner Untaten allesamt "auszulöschen". Zu deren Glück wartet im Garten der blinde Gabriel auf die sechzehnjährige Rhaida, die im Haus babysittet. Seine erste Liebe gibt ihm die Kraft, sich gegen "N", den Wolf im Christenpelz zu wehren und ihn schließlich in den Brunnen zu stoßen, den der Sadist ihm selbst als Grab zugedacht hatte... Mach mir Angst! Elegant und humorsprühend erfüllt die Autorin den altbekannten Wunsch neugieriger Kinder jeden Alters. Dabei berührt die Erzählung menschliche Urängste, die Frage, woher kommen eigentlich Hass und Mordgier? Das Böse hat viele Gesichter: das des zu klein geratenen Monsieur"N", der nicht immer ein Mörder war, wie der Prolog betont, ebenso wie das der SS-Schergen, die Großmama Mintz noch immer in ihren Träumen peinigen. Schaudernd stellt der Leser fest: Sie sind noch immer unter uns, die Verbrecher aus Minderwertigkeitskomplex und Feigheit, mit ihrer verstörenden Lust am Leid des Mitmenschen. Lesetipp *ag* Ines-Bianca Vogdt
Bemerkung Katalogisat importiert von: Österreichisches BibliotheksWerk Katalogisat abgeglichen mit: onlineRezensionen (ÖBW)
Exemplare
Ex.nr. Standort
15995 JE, Fer

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