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Rezension: "Als ich noch klein war, glaubte ich, dass man stirbt, wenn man seine Wörter alle verbraucht hat. [...] Natürlich bekam jeder eine andere Wörteranzahl. Sonst wäre es einfach. Und selbstverständlich wusste kein Mensch, wie viele Wörter er besaß." Fünf Wochen werden in der tagebuchartig strukturierten Ich-Erzählung festgehalten, von einem der ersten Krankenhausbesuche bis zum Tod von Mindys Mutter. Die Auseinandersetzung mit der Erkrankung und dem Verlust der Mutter durch einen Gehirntumor ist das zentrale Grundthema der Erzählung. Vom Handlungsverlauf her dezent im Hintergrund bleibend, dominiert es die kmplexen Gefühls- und Erinnerungswelten des 16-jährigen Mädchens und durchdringt so auf subtile Weise ihren Alltag. Lieblingsschallplatten, Bücher, Gemälde, Filmszenen und Einrichtungsgegenstände sind vielschichtiger Spiegel für die Erinnerungen des Mädchens. Erst die Abwesenheit der Mutter macht die Familienkonstellation sichtbar und gibt im Erzählverlauf einem ganz anderen existentiellen Thema viel größeren Raum: Der problematischen Beziehung zu dem korrekten, kühlen Vater, der lieber einen Sohn gehabt hätte. Nach der Darstellung eines Kulturkonflikts am Amazonas in ihrem ersten, mehrfach ausgezeichneten Jugendbuch, greift die us-amerikanische Kulturanthropologin und Psychologin erneut ein problembezogenes Thema auf. Verbindend ist diesen beiden inhaltlich sehr unterschiedlichen Darstellungen neben der hervorragenden Auseinandersetzung mit einer konkreten Thematik vor allem die Kunstfertigkeit, mit der die Autorin Beziehungskonstellationen literarisch umsetzt. In beiden Büchern ist es nicht ausschließlich das "Problem", das im Mittelpunkt Abeloves Darstellungen steht, sondern die tiefgehende Ausgestaltung der Figuren in ihrer bildhaft komponierten Erlebenswelt. Lesetipp *ag* Gabriele GruntRezension: "Als ich noch klein war, glaubte ich, dass man stirbt, wenn man seine Wörter alle verbraucht hat. [...] Natürlich bekam jeder eine andere Wörteranzahl. Sonst wäre es einfach. Und selbstverständlich wusste kein Mensch, wie viele Wörter er besaß." Fünf Wochen werden in der tagebuchartig strukturierten Ich-Erzählung festgehalten, von einem der ersten Krankenhausbesuche bis zum Tod von Mindys Mutter. Die Auseinandersetzung mit der Erkrankung und dem Verlust der Mutter durch einen Gehirntumor ist das zentrale Grundthema der Erzählung. Vom Handlungsverlauf her dezent im Hintergrund bleibend, dominiert es die kmplexen Gefühls- und Erinnerungswelten des 16-jährigen Mädchens und durchdringt so auf subtile Weise ihren Alltag. Lieblingsschallplatten, Bücher, Gemälde, Filmszenen und Einrichtungsgegenstände sind vielschichtiger Spiegel für die Erinnerungen des Mädchens. Erst die Abwesenheit der Mutter macht die Familienkonstellation sichtbar und gibt im Erzählverlauf einem ganz anderen existentiellen Thema viel größeren Raum: Der problematischen Beziehung zu dem korrekten, kühlen Vater, der lieber einen Sohn gehabt hätte. Nach der Darstellung eines Kulturkonflikts am Amazonas in ihrem ersten, mehrfach ausgezeichneten Jugendbuch, greift die us-amerikanische Kulturanthropologin und Psychologin erneut ein problembezogenes Thema auf. Verbindend ist diesen beiden inhaltlich sehr unterschiedlichen Darstellungen neben der hervorragenden Auseinandersetzung mit einer konkreten Thematik vor allem die Kunstfertigkeit, mit der die Autorin Beziehungskonstellationen literarisch umsetzt. In beiden Büchern ist es nicht ausschließlich das "Problem", das im Mittelpunkt Abeloves Darstellungen steht, sondern die tiefgehende Ausgestaltung der Figuren in ihrer bildhaft komponierten Erlebenswelt. Lesetipp *ag* Gabriele Grunt |