Annotation |
Dachs Darstellung will aufräumen mit dem Bild des ewig erfolgreichen Walzerkönigs und bringt neue Facetten und Charakterbeschreibungen. (KM) Im Johann Strauss-Jahr 1999 haben sich die beiden wohl größten Wiener Institutionen, die Philharmoniker und die Tourismuswerbung, entschlossen, den Namen weltverständlich "Strauss" zu schreiben. Nicht ganz einig war man sich jedoch bislang mit der charakterlichen Darstellung jenes sonst als Frauenheld und hysterisch umjubelten Komponisten verschrienen Künstlers. Damit hat Dachs, nachdem jüngst schon andere österreichische Essayisten und Autoren umzudenken bereit waren, gründlich aufgeräumt. In seinem lesenswerten Buch, das durch eine optisch ausgezeichnete Aufmachung und interessantes Layout besticht, ist von den Depressionen, Neurosen und Absonderlichkeiten, die den Künstler plagten, wie auch von der Furcht vor langen Reisen oder vor Krankheiten zu erfahren. Nicht ohne Grund hat die Nachwelt den Künstler Strauss beim Vergolden zugekleistert, da das echte Strauss-Bild zunächst auf wenig Euphorie und Verständnis gestoßen wäre. Das Buch von Dachs, der sich der Wiener Populärkultur angenommen hat, wie im Covertext zu lesen ist, und der sich mit verschiedenen Künstlerbiografien, so über Oskar Werner, hervorgetan hat, bereichert die aktuelle Johann Strauss-Diskussion in jedem Falle. Immerhin fand er einen amtlichen Steuerbescheid, aus dem hervorgeht, dass vom Verfassungsgericht in dritter Instanz entschieden wurde, Johann Strauss sei kein Künstler, da er doch 'nur für die Massen komponiert habe" (S. 199) - Wien absurd. - Sehr empfehlenswert. *bn* Beate Hiltner-Hennenberg |