Annotation |
Fallbeispiele die zeigen, wie katholisch-gesellschaftliche Moralnormen positiven Lebenserfahrungen entgegenstehen können. (PI) Plakativ und bis ins Detail durchstrukturiert zeigt der Autor anhand von konkreten Fallbeispielen Möglichkeiten von psychischen Störungen durch kirchlich-gesellschaftliche Moral- und Sexualvorschriften auf. Picker führt therapeutische Hilfestellungen an und relativiert verfestigte Ge- und Verbote. Das Ineinandergreifen von kirchlichen und bürgerlich-gesellschaftlichen Gehorsams- und Sexualitätsnormen, die Verzahnung von elterlicher (vor allem väterlicher) und göttlicher Erziehungsgewalt wird als Ursache persönlicher, aber auch institutioneller Probleme belegt: z. B. lebenslange psychische Probleme aufgrund gewalttätiger Demutserziehung, Scheitern von Ehen durch voreheliche Enthaltsamkeit, Leiden am Pflichtzölibat, Unfähigkeit, das Glück einer Zweitehe zu erleben, Zusammenhang von Höllenangst und "Kadavergehorsam". Dieser dezidiert wertende Diskussionsbeitrag zu einer brennenden Frage der Gegenwart stellt dem massiven Normendruck der Kirche das Recht jeder/s Einzelnen auf individuelle Entwicklung gegenüber und plädiert für das Ernstnehmen der eigenen Lebenserfahrungen. *bn* Christiana Ulz |